Medical Training für Hunde - Stressfrei zum Tierarzt


Hund wird vom Tierarzt untersucht
Medical Training hilft deinem Hund, entspannter beim Tierarzt zu sein

Medical Training für Hunde - Stressfrei zum Tierarzt

Im Laufe eines Hundelebens kann es vorkommen, dass dein Vierbeiner ärztliche Versorgung benötigt. Wenn der Notfall eintritt und dein Hund zum Tierarzt muss, ist dies mit Stress verbunden. Bei eventuellen Schmerzen und Schockzustand reagieren viele Fellnasen mit Stress, Angst und Panik. Doch das muss nicht sein. Mit Medical Training bereitest du deinen Hund auf den Tierarztbesuch und regelmäßige Gesundheitschecks zu Hause optimal vor. Wie das geht, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis:
  1. Was ist Medical Training?
  2. 3 Gründe für ein Medical Training mit deinem Hundol
    1. Vertrauen zwischen Mensch und Hund
    2. Eine sinnvolle Beschäftigung zu Hause
    3. Stressfrei beim Tierarzt, Hundefriseur oder der Körperpflege
  3. Wichtige Übungen, die du mit deinem Hund trainieren kannst
    1. Aufbau des Medical Trainings in kleinen Schritten
      1. Trainingsplan: Dem Hund Augentropfen geben
      2. Trainingsplan: Hund an die Zeckenzange gewöhnen
  4. Fazit: Medical Training ist wichtig für das Leben mit deinem Hund

Was ist Medical Training?

Der Begriff Medical Training stammt aus der Zoo- und Wildtierhaltung. Bei wilden Tieren ist es für Pfleger und Tierärzte nicht einfach, sich um die Gesundheit ihrer Schützlinge zu kümmern. Das geht leichter, wenn die Tiere kooperativ sind, statt Angst zu haben oder bei jeder Untersuchung gestresst zu sein. Dazu lernen die Tiere mittels klassischer Konditionierung bestimmte Positionen einzunehmen, welche die Behandlung vereinfachen.

Viele Hunde zeigen deutliche Stresssymptome, wenn sie beim Tierarzt sind. Bereits im Wartezimmer merkt man die Anspannung unter den Vierbeinern. Kaum auf dem Tisch erstarrt dein Hund, zittert, knurrt oder schnappt sogar aggressiv? Medical Training ist nichts anderes, als dass du deinen Buddy an Gesundheitschecks, Körperpflege und Tierarztbesuche gewöhnst. Es bezeichnet eine gezielte Vorbereitung auf medizinische Prozeduren und Pflegemaßnahmen. Das Ziel des Trainings ist es, dass dein Vierbeiner Vertrauen fasst und Berührungen am Körper problemlos zulässt. Im Idealfall freut er sich sogar darauf, da er das Training mit Entspannung verbindet.

Wichtig ist, dass dein Vierbeiner das Training positiv verknüpft und sich an die verschiedenen Situationen gewöhnt. Dann wird es ihm beim Hundefriseur oder Tierarztbesuch leichter fallen, das Ganze gelassener zu nehmen. Es sind Übungen, die nicht nur eure Bindung vertiefen, sondern im Notfall Leben retten können.

Tierarzt untersucht die Augen des Hundes
Routineuntersuchungen und Behandlungen fallen leichter, wenn dein Hund Medical Training gelernt hat.

3 Gründe für ein Medical Training mit deinem Hund

Medical Training ist das wichtigste Hundetraining, dass du mit deiner Fellnase machen kannst. Denn es fördert eine vertrauensvolle Bindung und hilft dir im Alltag, sowie in Notsituationen. Die Übungen, die wir dir hier ans Herz legen, sind viel mehr als nur Hundetraining. Neben den Grundkommandos sollte dein vierbeiniges Familienmitglied auch das Medical Training kennen. Mit positiver Verstärkung bereitest du deinen Hund gezielt auf eventuell unangenehme Situationen vor und sorgst so für einen entspannteren Tierarztbesuch.

1. Vertrauen zwischen Mensch und Hund

Bei den verschiedenen Trainingseinheiten geht es in erster Linie darum, deinen Hund auf das vorzubereiten, was ihn als nächstes erwartet. Das nimmt ihm die Ungewissheit und er lernt, dass Berührungen oder Maßnahmen kein Überfall sind, den er abwehren muss. Zeige ihm die Dinge, die du verwenden wirst (z.B. Zeckenzange, Wattepad mit Ohrenreiniger usw.) und lass ihn vorher daran schnüffeln. Nach ein paar Wiederholungen stellt sich dein Hund darauf ein, weil er weiß was passiert.

Diese vertrauensvolle Basis wird dir im Alltag, bei schwierigen Situationen und Notfällen einen massiven Vorteil bringen. Denn dein Hund wird mit dir zusammenarbeiten und lässt sich leichter händeln. Im Idealfall machst du das bereits, wenn deine Fellnase noch Welpe ist, aber auch mit älteren Hunden kannst du gute Erfolge erzielen.

2. Eine sinnvolle Beschäftigung zu Hause

Wenn es draußen kalt und ungemütlich ist, ist eine Beschäftigung zu Hause eine gute Idee, um den Vierbeiner körperlich und geistig auszulasten. Neben Schnüffelspielen oder Tricktraining ist auch das Medical Training eine gute Möglichkeit, in der Wohnung für Spaß und Beschäftigung zu sorgen. Wenn du das Tierarzttraining richtig aufbaust, ist es mit dem Erlernen von Tricks zu vergleichen und deine Fellnase wird es lieben.

Wenn du regelmäßig kleine Übungen in euren Tagesablauf einbaust, wird dein Vierbeiner nach und nach entspannter. Er weiß, dass ihm nichts passiert und wird sich darauf freuen, mit dir zu kooperieren. Später beim Tierarztbesuch werden diese Übungen "abgefragt" und er hat weniger bzw. keinen Druck oder Angst vor der Behandlung.

3. Stressfrei beim Tierarzt, Hundefriseur oder der Körperpflege

Graut dir schon vor dem Tierarztbesuch, weil dein Hund ein Nervenbündel ist? Ein panisch zitternder Vierbeiner ist eine stressige Erfahrung. Auch als Herrchen oder Frauchen ist das eine belastende Situation, die du eventuell bestmöglich versuchst, zu vermeiden. So kommen Routineuntersuchungen zu kurz und eventuelle Krankheiten werden später erkannt.

Ein entspannter Vierbeiner ist auch für den Tierarzt ein besserer Patient. Stress- und Angstreaktionen deines Hundes verfälschen oft Untersuchungsergebnisse, besonders bei der Herz- und Atemfrequenz, aber auch Anzeigen von Schmerzen sind leichter zu erkennen. So kann der Tierarzt bessere Diagnosen stellen und effizienter behandeln. Damit es deinem vierbeinigen Familienmitglied schnell wieder besser geht.

Übungen für Medical Training beim Hund
Diese Übungen sind wichtig, wenn du deinen Hund an Tierarztbesuche und Körperpflege gewöhnen möchtest.

Wichtige Übungen, die du mit deinem Hund trainieren kannst

Beim Medical Training setzt man auf klassische und operante Konditionierung, um dem Hund die Angst vor den tierärztlichen oder pflegerischen Situationen und Handgriffen zu nehmen. Wir haben dir hier einige Übungen zusammengestellt, die sich als hilfreich erwiesen haben. Es kommt aber individuell darauf an, welcher Bedarf bei euch besteht. Wenn dein Hund regelmäßig zum Hundefriseur muss, sind es andere Übungen als beim Tierarztbesuch oder wenn du zu Hause Routineuntersuchungen mit ihm machen möchtest. Such dir einfach die Übungen aus, die für euch passen.

Krallen schneiden, Fellpflege, Ohren säubern oder das Behandeln kleinerer Verletzungen zu Hause werden damit einfacher. Hier hast du die Möglichkeit, gemütlich zu Hause eine Art Wellness Behandlung daraus zu machen. Das fördert das Vertrauen zwischen euch

Aufbau des Medical Trainings in kleinen Schritten

Es ist hilfreich, wenn dein Vierbeiner bereits die Grundkommandos, wie "Sitz", "Platz" und "Bleib" beherrscht. Clicker oder Markerwort sind ebenfalls eine Voraussetzung. Natürlich solltest du ihm das Training auch mit ein paar feinen Leckerlis, wie z.B. unseren Snackies Trainingswürfeln, versüßen.

Die Übungen solltest du in möglichst kleine Schritte unterteilen und diese häufig wiederholen. Behalte dabei immer die Körpersprache deines Vierbeiners im Auge, besonders Beschwichtigungssignale, wie Gähnen oder Schnauze lecken. Wir wollen nicht, dass er unbeabsichtigt negative Emotionen mit dem Training verbindet. Achte darauf, dass seine Körpersprache während des Trainings immer freudig und entspannt bleibt.

Aber genug mit der Theorie, lass uns das Ganze mal an ein paar praktischen Beispielen durchspielen.

Trainingsplan: Dem Hund Augentropfen geben

Das Ziel dieses Trainings ist, dass dein Hund seine Schnauze in deine Hand legt und stillhält, damit du ihm Augentropfen geben kannst. Dazu muss er es ruhig und entspannt aushalten, dass du seinen Kopf leicht fixierst, mit dem Daumen der linken Hand und dem Handrücken der rechten Hand seine Augenlider auseinanderziehst und mit der Flasche einen Tropfen ins Auge träufelst.

Bevor du mit dieser Übung beginnst, sollte dein vierbeiniger Kumpel das sogenannte Kinntarget beherrschen. Dabei reagiert er auf dein Handsignal, indem du deine Hand auf Höhe seiner Schnauze mit dem Handrücken nach unten vor ihn hältst. Er soll sein Kinn in deine Hand legen und dort mindestens 5 Sekunden stillhalten. Klappt das problemlos, kannst du mit dieser Medical Trainingseinheit beginnen.

  • Schritt 1: Kinntarget und 5 Sekunden stillhalten, dann Clicker oder Markerwort
  • Schritt 2: Kinntarget, während sich deine rechte Hand über den Kopf des Hundes bewegt. Erhöhe hier die Zeit schrittweise.
  • Schritt 3: Verkürze schrittweise den Abstand deiner rechten Hand zum Hundekopf, bis du mit dem Handrücken die Stirn berühren kannst und er stillhält.
  • Schritt 4: Der Daumen deiner linken Hand bewegt sich beim Kinntarget in Richtung seines Auges und zieht das Unterlid herunter.
  • Schritt 5: Kombiniere nun die Situation, dass deine rechte Hand die Stirn berührt und der linke Daumen das Unterlid nach unten zieht.
  • Schritt 6: Der Handrücken der rechten Hand zieht das Oberlid nach oben und der Daumen der linken Hand das Unterlid nach unten.
  • Schritt 7: Wiederhole Schritt 2, nur mit der Flasche mit den Augentropfen in der Hand.
  • Schritt 8: Wie bei Schritt 7, aber die Hand mit den Augentropfen nähert sich der Stirn des Hundes, bis die Hand aufliegt.
  • Schritt 9: Die Trockenübung, ihr habt es fast geschafft. Der Handrücken deiner rechten Hand zieht das Oberlid nach oben und der Daumen der linken Hand zieht das Unterlid nach unten. Dabei hast du die Flasche mit den Augentropfen in der Hand.
  • Schritt 10: Wie bei Schritt 9, nur dass du nun den ersten Tropfen ins Auge des Hundes geben kannst.

Bei allen Schritten ist das Ziel, dass dein Hund 5 Sekunden lang entspannt stillhält. Erst dann kannst du zum nächsten Schritt übergehen. Wiederhole die Übungen so oft wie möglich und achte auf die Körpersprache deiner Fellnase. Solltest du unsicher sein oder mit dem Training nicht weiterkommen, kann ein Trainer euch weiterhelfen. Es gibt mittlerweile auch viele Hundetrainer, die Medical Training anbieten.

Hund legt seinen Kopf in die Hand des Menschen
Das Kinntarget ist eine Übung, die dir und deinem Hund in vielen Situationen helfen kann.

Trainingsplan: Hund an die Zeckenzange gewöhnen

Das ist sicherlich ein Training, dass euch im Laufe des Hundelebens oft weiterhelfen wird, denn mit Zecken wirst du es oft zu tun bekommen. Es hilft ungemein, wenn dein Vierbeiner sich bereitwillig und entspannt Zecken entfernen lässt. So baust du das Training auf:

  • Schritt 1: Zeige deinem Hund die Zeckenzange und belohne, wenn er an ihr schnüffelt oder einfach stillhält. Dreht er sich weg oder zeigt Anzeichen von Stress, beginne mit einem größeren Abstand.
  • Schritt 2: Dein Hund lässt sich mit der Zeckenzange an verschiedenen Körperstellen berühren.
  • Schritt 3: Dein Hund bleibt ruhig, wenn du mit der einen Hand eine Stelle seines Fells untersuchst und mit der anderen die Zeckenzange ansetzt.
  • Schritt 4: Entferne die Zecke und belohne deinen Vierbeiner mit einem besonders feinen Leckerli. Dieses darf gern größer und attraktiver als die Trainingshappen zwischendurch sein.

Es hilft deinem Hund, wenn du das Training mit einem akustischen Signal einleitest, z.B. "Zecke raus". Dann weiß er, was ihn erwartet und dass er sich keine Sorgen machen muss. Generell ist es für Hunde leichter zu entspannen, wenn sie wissen, was auf sie zu kommt. So lernt dein Hund, dass die Zeckenzange positiv behaftet ist, weil sie für besonders gute Leckerlis steht und er wird sich die Zecke gern entfernen lassen.

Fazit: Medical Training ist wichtig für das Leben mit deinem Hund

Mit dem Medical Training kannst du Pflegemaßnahmen, Untersuchungen und Tierarztbesuche entspannt für deinen Hund gestalten. Bei Welpen, die noch unbedarft sind, ist es leicht zu trainieren. Aber auch ältere Hunde, die vielleicht schon schlechte Erfahrungen gemacht haben, profitieren davon. So werden Fellpflege, Ohren putzen, Krallen schneiden oder das Versorgen kleinerer Wunden zu einem Kinderspiel. Neben einem entspannten Vierbeiner sind diese Übungen auch gut für das Vertrauen zwischen dir und deiner Fellnase. Wir wünschen euch viel Spaß beim Training!


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